Es ist Advent, die Welt in Stille
Hell erleuchtet sind die Fenster
Haus und Hof sind zugeschneit
Und ein Jeder fühlt im Herzen
Ruhe und Besinnlichkeit
Verlassen sind die Straßen heute
Dunkel ragen Tannen auf
Friedlich und von hellem Glanze
Liegt pulverweißer Schnee darauf
Aus den Häusern, aus den Stuben
Hört man friedlichen Gesang
Am Himmel strahlen, leuchten Sterne
Zu weihnachtlichem, süßen Klang
Es ist Advent, die Welt in Stille
Es bleibt kein Platz für Traurigkeit
Und ein Jeder fühlt im Herzen
Freude und Behaglichkeit
Advent, Advent, es ist soweit
Der Wind weht durch die Tannenwälder
langsam bricht die Nacht herein
und im Haus in wohler Wärme
sitzen wir bei Kerzenschein
Friedlich liegt die Welt im Traume
strahlt von heller Festlichkeit
in Gesellschaft unserer Liebsten
genießen wir die Weihnachtszeit
Schnee legt sich auf den Dächern nieder
lautlos in Vergänglichkeit
hüllt die Stadt in weiße Stille
die Stadt trägt nun ihr schönstes Kleid
Hoch am Himmel Engelsstimmen
verkünden uns von Heiligkeit
Sterne strahlen auf uns nieder
Advent, Advent, es ist soweit
Die Vier Kerzen
Vier Kerzen brannten am Adventskranz. Es war ganz still. So still, dass man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen.
Die
erste Kerze seufzte und sagte: “ Ich heiße Frieden. Mein Licht
leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden, sie wollen mich
nicht.” Ihr Licht wurde immer kleiner und verlosch schließlich ganz.
Die
zweite Kerze flackerte und sagte:” Ich heiße Glauben. Aber ich bin
überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts wissen. Es hat keinen
Sinn mehr, dass ich brenne.” Ein Luftzug wehte durch den Raum und die
zweite Kerze war aus.
Leise und sehr traurig meldete sich nun die
dritte Kerze zu Wort: ” Ich heiße Liebe. Ich habe keine Kraft mehr zu
brennen. Die Menschen stellen mich an die Seite. Sie sehen nur sich
selbst und nicht die anderen, die sie lieb haben sollen. ” Und mit einem
letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.
Da kam
ein Kind in das Zimmer. Es schaute die Kerzen an und sagte: “ Aber, aber
ihr sollt doch brennen und nicht aus sein! “ Und fast fing es das
Weinen an. Da meldete sich auch die vierte Kerze zu Wort.
Sie sagte: “ Hab keine Angst! Solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden.
Ich heiße Hoffnung! ”
Mit einem Streichholz nahm das Kind, das Licht dieser Kerze und zündete die anderen Kerzen wieder an!
Autor unbekannt
Die kleine Trompete
Die kleine Trompete konnte von dem
Balken aus, an dem sie hing, direkt auf den Marktplatz mit dem
Holperpflaster und den lustigen Fachwerkhäusern schauen. Da unten war
immer was los, und die Trompete konnte dem alten Schrank, der nicht so
weit gucken konnte, immer erzählen, was es im Städtchen neues gab.
Der
alte Schrank mit den Kleidern aus Urgroßmutters Zeiten und die kleine,
glanzlose Messingtrompete lebten nun schon viele, viele Jahre hier oben
auf dem Spitzboden im Hause des Stadtapothekers. Man hatte sie einfach
vergessen, und nie fand einer den steilen Treppenweg hier hinauf. Es war
gut, dass sie zu zweit waren.
Aber der kleinen Trompete ging es gar
nicht gut. Der Herbststurm hatte das Bodenfenster, vor dem sie baumelte,
eingedrückt, und der kalte Dezemberwind blies heftig in ihren Hals. Der
alte Schrank meinte, dass der Apotheker ruhig einmal den Lehrbuben
schicken sollte mit einem heißen Brusttee oder braunen Malzbonbons. Doch
es kam natürlich keiner.
Immer kälter wurde es, und als eines
Morgens der Schrank und die Trompete aufwachten, da hatte es draußen
geschneit, und die lustigen Fachwerkhäuser mit den tief herabgezogenen
Dächern hatten dicke, weiße Pelzmützen auf.
“ Es muss bald
Weihnachten sein! “ meinte die kleine Trompete und dachte wehmütig an
längs vergangene Zeiten, als auf ihr die schönsten Weihnachtschoräle
geblasen worden waren. Jetzt aber war sie stumpf und ohne Glanz, ihr
Mundstück war einmal abgefallen und die dicke rote Troddel - ihr ganzer
Stolz - war grau von Staub. Nein, man konnte wirklich keine Ehre mit ihr
einlegen. Und wer jetzt gesehen hätte, wie ein paar geschmolzene
Schneeflocken von ihr herab tropften, der hätte glauben können, dass die
traurige kleine Trompete weinte!
Weihnachten! Wie lange wünschte sie
sich schon, noch einmal ein richtiges Weihnachtsfest erleben zu können,
statt hier auf dem Boden an einem dicken Balken zu hängen! Ein Windzug
blies in das Fenster, und die Trompete schaukelte so heftig hin und her,
dass sie sich plötzlich im Fensterkreuz verfing und dort hängen blieb.
“
He! “ reif der Schrank, “ fall nicht ganz raus vor lauter Neugier! “
Aber obwohl es hier draußen noch kälter war als auf dem Boden, lachte
die kleine Trompete nur.
Unter ihr auf dem Marktplatz bauten gerade
zwei Buben an einem riesigen Schneemann. Der stand an jedem Christabend
hier, und vor ihm stellten sich dann die “ Stadtpfeifer “ auf und sangen
Weihnachtslieder. Die Stadtpfeifer, das waren elf Jungen, die mit ihrem
Lehrer an jedem Heiligen Abend alte Weisen in den Strassen und Gassen
des Städtchens sangen. Ohne sie gab es kein Weihnachtsfest. Und die
beiden Buben, die hier jetzt an ihrem Schneemann bauten, waren zwei von
den elfen. “ Du “ , sagte Thomas, der dem Schneemann eine dicke Mohrrübe
als Nase ins Gesicht drückte, “ Lehrer Martin hat auch gemeint, im
nächsten Jahr sollten wir auf eine Trompete sparen, damit einer blasen
kann, wenn wir singen. ” Sein Bruder Gottfried nickte. “ Ja, fein wär’s
schon. Aber so eine Trompete ist bestimmt sehr teuer!” Damit setzte er
die Fäuste wie eine Trompete an den Mund und blies hinein. Thomas
schaute ihn an. “ Ja, weißt du, so ähnlich müsste es klingen, aber eine
richtige Trompete, die wäre halt noch viel, viel schöner!” Ja, das
dachte auch die kleine Trompete, die hoch über den beiden hing. Aber sie
dachte noch weiter. Sie dachte: “ Ach, wenn mich doch der Wind abreißen
würde, solange noch die beiden Buben da unten stehen! Dann würde ich
wieder Weihnachtslieder spielen können!”
Ob der Wind Gedanken lesen
konnte? Hatte er erraten, was die kleine Trompete dachte, die er lachend
hin und her schaukelte? Mit einem Satz packte er sie, riss an dem
morschen Band - und in hohem Bogen fiel sie in den weichen Schnee, dem
Schneemann genau vor die Füße. Nicht wahr, das ist kaum zu glauben?
Der
Thomas und der Gottfried aber standen eine Weile wie stumm. Da war
ihnen eine Trompete ja geradewegs aus dem Himmel auf den Markt gefallen!
Was macht es da, dass sie kein Mundstück mehr hatte und ihre Troddel
grau war statt rot!
“ Du, wenn wir die putzen, glänzt die wie richtiges Gold!” rief Thomas strahlend.
Und
so kam es, dass auf der kleinen Trompete am Christabend viele
Weihnachtslieder geblasen wurden. Das klang so schön zu dem frommen
Gesang der Buben über den Marktplatz, dass die Leute ihre Fenster weit
öffneten und still und glücklich in den sternklaren Heiligen Abend
hinaus schauten. So schön war das Weihnachtssingen der Stadtpfeifer noch
nie gewesen!
Und der alte Schrank? Ja, denkt an, der Apotheker hat
sich plötzlich seiner erinnert und ihn am Tage vor Weihnachten die
Stiege hinunter schaffen lassen, so dass er auf einmal gar nicht mehr
einsam war. Die kleine Trompete aber hat der Apotheker nicht vermisst.
Er konnte sie ja auch nicht brauchen. Die lag goldglänzend mit einer
prächtigen Troddel in einem bunten Holzkasten unter dem
kerzenschimmernden Tannenbaum auf dem Gabentisch der Stadtpfeiferbrüder
Thomas und Gottfried.
Autor unbekannt
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